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Lucius Annaeus Seneca

Seneca, Sohn eines berühmten Rhetorikers, wurde 4 vor Christus in Corduba in Spanien geboren. Er erhielt in Rom eine philosophische und rhetorische Ausbildung und schlug dann die Beamtenlaufbahn ein. Im Jahr 48 übertrug ihm Agrippina die Erziehung ihres damals elf Jahre alten Sohnes Nero. Als Nero im Alter von siebzehn Jahren Kaiser wurde, hatten die beiden Erzieher Seneca, und Burrus zunächst noch positiven Einfluss auf ihn, doch Nero entzog sich diesem Einfluss immer mehr. Schließlich zog Seneca sich enttäuscht auf seine Güter zurück und widmete sich ganz seiner literarischen Tätigkeit. Wegen angeblicher Teilnahme an der Pisonischen Verschwörung zwang Nero Seneca zum Selbstmord (65 nach Christus).

 

Seine Werke:

Seneca war die überragende literarische Persönlichkeit seiner Zeit und ein sehr vielseitiger Schriftsteller.

Er verfasste neun Tragödien, die bekannte griechische Sagenstoffe behandelten ("Medea", "Oedipus",…) und die großen Einfluss auf Shakespeare und auf die klassischen Tragödien der Franzosen (Corneille, Racine) hatten.

 

Die "Apocolocyntosis" (wörtl. "Verkürbissung") ist eine von Hass erfüllte und doch witzige Satire auf den verstorbenen Kaiser Claudius, unter dem Seneca gelitten hatte (Verbannung nach Korsika).

Der Schwerpunkt von Senecas literarischer Tätigkeit war aber die Philosophie und zwar besonders die praktische Moralphilosophie (Ethik) und die Erziehung zur Menschlichkeit, die auf die Nachwelt großen Einfluss hatten. Seine Lehre gründete sich im Wesentlichen auf die (manchmal gemilderte) stoische Philosphie und hat oft Berührungspunkte mit der christlichen Weltanschauung (es wurde ihm sogar ein Briefwechsel mit dem Apostel Paulus angedichtet). Die Fragen der richtigen Lebensführung wurden theoretisch erörtert und (wie bei Cicero) mit praktischen "exempla" aus der Geschichte und dem Alltag illustriert.

Die "Dialogorum libri XII" enthalten Abhandlungen über einzelne Gebiete der Ethik:

 

 

de ira  über Wesen, Ursachen und Auswirkungen der Zorns und wie der Zorn durch die Vernunft beherrscht werden kann

 

de tranquillitate animi  diese Ruhe kann man nur fern vom öffentlichen Leben erreichen

 

de vita beata  ein glückliches Leben setzt voraus, dass wird nicht zu sehr von Äußerlichkeiten abhängen

 

de brevitate vitae

 

de otio

 

de constantia sapientis

 

de clementia  eine dem jungen Kaiser Nero gewidmete Schrift über die Milde

 

Consolationes  Trostschriften an Verwandte und Freunde, die einen Angehörigen verloren hatten; die Consolationes enthielten auch stoische Gedanken über den Tod

 

de beneficiis  befasst sich in sieben Büchern mit dem Wesen einer guten Tat

 

epistulae morales ad Lucilium  gelten als reifstes philosophisches Werk; 124 an seinen jüngeren Freund Lucilius adressierte Kunstbriefe, dass heißt, Briefe, die von Anfang an zur Veröffentlichung für ein breiteres Publikum gedacht waren. Diese Briefe, die von großer Humanität geprägt sind, sollen den Leser zum Erkennen wahrer Werte und damit zu echtem Lebensglück führen.

 

Stilistisch gehört Seneca schon der "Silbernen Latinität" an, in der der Sprachgebrauch nicht mehr so streng reglementiert ist. Typisch für ihn sind kurze Sätze im Gegensatz zu den ciceronischen Perioden und Ellipsen (= Auslassungen).

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