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Marcus Valerius Martialis

Der bedeutendste Epigrammatiker Roms.

 

1. Leben

Daten zur vita liefern vorwiegend seine Gedichte.

Danach ist Martial gegen 40 n.Chr. (10,24) in Bilbilis im tarraconensischen Spanien geboren, ca. 64 (10,103,7) siedelte er nach Rom über, wo er als Klient der Senecae, seiner berühmten Landsleute (4,40,1 f.), später anderer reicher Gönner seine Existenz fristete.

Auch der Hof wurde auf den Gesellschaftspoeten aufmerksam; so wurde Martial von Titus und Domitian mit dem Dreikinderrecht ausgezeichnet (2,91; 93; 9,97,5 f.) und durch die Verleihung des Titulartribunats in den Ritterstand erhoben (3,95).

Dennoch gelang ihm trotz aller Huldigungen an Domitian (vgl. auch 6,10) und seine Umgebung nicht die Erreichung wirklicher finanzieller Unabhängigkeit.

Zum Kreise seiner Bekannten gehörten auch die geistig führenden Köpfe der Zeit: 

 

Silius Italicus (4,14 etc.)

 

Martials Landsmann Quintilian (2,90)

 

Juvenal (7,24 u.ö.).

Im höheren Alter mögen Martial die Klientenpflichten immer beschwerlicher geworden sein; auch dürfte er als Anhänger Domitians nach der Thronbesteigungs Nervas und Trajans an Ansehen verloren haben.

Er kehrte jedenfalls 98 (oder später) nach Spanien zurück (Plinius, ep. 3,21 und dazu den Kommentar von Sherwin-White, 1966, 263), wo er seine letzten Tage auf einem von Freunden geschenkten Gut verbrachte, bis er 103/04 starb.

 

2. Werke

a) der sogenannte liber spectaculorum (in den Handschriften Epigrammaton liber), zur Einweihung des Kolosseums im Jahre 80 verfaßt.

b) 2 Sammlungen von Aufschriften für Saturnaliengeschenke, Xenia und Apophoreta, geschrieben 84/85 und später.

c) 12 Bücher Epigrammata, publiziert in den Jahren 85/86 bis 102/03.

Die von Martial in der heutigen Reihenfolge und Numerierung veröffentlichten Bücher stellen die Zusammenfassung und Bearbeitung kleinerer Sammlungen und einzelner Gedichte dar, die verschiedenen Freunden in der Zeit davor gewidmet waren.

Die Thematik von Martials Gedichten ist auffallend vielseitig: Neben eigentlichen Epigrammen (Aufschriften, Grabepigramme, Beschreibung von Villen u.ä.) stehen solche zu festlichen (Geburtstagsgedichte) und traurigen (Klageelegien) Anlässen, Preis (vor allem des Kaisers und seiner Umgebung) und Polemik, schließlich die witzige Kommentierung beliebter aktueller Ereignisse.

Demgegenüber tritt die Aussage des persönlichen Erlebens zurück.

Auch in der Metrik herrscht Abwechslung: Neben den vorwiegend verwendeten Maßen (elegischem Distichon, Hinkiamben, Phalaeceen) finden sich reine Hexameter, reine Jamben und Sotadeen (3,29).

Martials Sprache ist in allen Höhenlagen zu Hause: in Wortgebrauch und Wortstellung artifizielle Gedichte wechseln mit provozierend vulgären und obszönen ab.

Prägnanz und Schärfe der epigrammatischen Pointe bestimmen eine in ihrer Grundtendenz satirisch-moralisierende Dichtungsart (Plinius, ep. 3,21 erat homo ingeniosus acutus acer, et qui plurimum in scribendo et salis haberet et fellis, nec candoris minus). Dabei muß der Historiker bedauern, daß die Angst vor staatlicher oder gesellschaftlicher Zensur Martial zwang (vgl. prooemium Buch 1), die Namen der angegriffenen Personen durch Pseudonyme zu ersetzen.

Auch bei der Anordnung der Epigramme ist das Prinzip der Variation wirksam: Metrisch und thematisch Verwandtes wird getrennt, bisweilen in Form eines mehr oder weniger konsequent geformten Zyklus über ein ganzes Buch verteilt. Martial hat die Tradition des lateinischen (prooemium Buch 1 nennt die Vorgänger: Catull, Albinovanus Pedo, Domitius Marsus, Lentulus Gaetulicus) und des zeitgenössischen griechischen Epigramms (Lukillios) in selbständiger Weise fortgesetzt.

Der Erfolg seiner Gedichte scheint schon bei seinen Zeitgenossen beträchtlich gewesen zu sein. In der nächsten Generation bezieht sich vor allem Juvenal auf ihn. Die Anerkennung der Spätantike, des Mittelalters und der Neuzeit ist ihm ohne Unterbrechung treu geblieben; hervorzuheben ist die Rezeption in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert (Lessing; Goethes und Schillers Xenien).

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