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Römische Kleidung

Allein die "matrona", die mit einem römischen Bürger, einem "civis Romanus", verheiratet war, die also das römische Bürgerrecht besaß, war das Tragen der Stola vorbehalten. Die Stola wurde ursprünglich einfach "vestis longa", "langes Kleid", genannt. Sie kennzeichnete bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. ihre Trägerin als in Ehrbarkeit und ehelicher Treue lebende, freie römische Bürgerin. Sie bot in augusteischer Zeit kraft ihrer Funktion als Standestracht Schutz vor Zudringlichkeiten in der Öffentlichkeit.

Darüber hinaus bot die Stola auch in eher privater Sphäre Schutz, wo er vielleicht nicht immer ebenso willkommen war - verwehrten doch "das ehrbar lange Kleid, das bis zum Knöchel reicht, und der Mantel darüber" laut Horaz den unverhüllten Anblick weiblicher Reize und schreckten damit den potentiellen Liebhaber ab, der, häßliche Schenkel, Waden oder Füße fürchtend, sich lieber Damen zuwandte, die im sogenannten koischen Gewand daherkamen. Gewänder von der Insel Kos waren berühmt-berüchtigt; aus hauchdünnen Seidenstoffen gefertigt, enthüllten sie mehr, als daß sie verhüllten. Diese Gewänder waren die bevorzugte Kleidung einschlägiger Damen.

Die Stola muß ein recht unbequemes Kleidungsstück gewesen sein. Bis auf den Boden reichend, Füße und Fersen bedeckend, fiel sie faltenreich von den Schultern herab. Die sogenannte "Instita", die aus Kordel-, Stoff- oder Lederbändern bestand, verband Vorder- und Rückenteil miteinander. Instita und Stola ihrerseits waren meistens mit einer Art Querriegel, einer Öse aus Metall, verbunden, um der Nahtstelle zwischen Stola und Instita mehr Festigkeit zu verleihen. Natürlich bot diese Öse aber auch die Gelegenheit, die Stola durch besonders prächtige Exemplare zu verzieren. Die Stola selbst bestand aus einem rechteckig geschnittenen Wollstoff, dessen Breite durch den Abstand zwischen Schulter und Füßen der Trägerin bestimmt wurde. Die Weite der Stola ergab sich aus der Länge der Stoffbahn, die je nach Mode variierte. An der Breitseite wurde der Stoff nun zusammengenäht, so daß eine Röhre entstand.

Am oberen Teil wurde jeweils nach einem Drittel die Instita befestigt. Es entstanden in der Mitte ein Loch für den Kopf, an den Seiten Öffnungen für die Arme. Der obere Teil der Webkante der Stola wurde durch den unteren Teil der Queröse nach innen gezogen und befestigt. Dadurch entstanden bei dem nun fertigen Gewand die üppige Fältelung sowie vorne und hinten der für die Stola typische V-Ausschnitt. Die Stola konnte entweder gerade herabhängend oder aber gegürtet getragen werden. Gegürtet wurde die Stola in der Taille oder unterhalb der Brust.

Durch das Anlegen der Stola aber zeigte eine römische Bürgerin, daß sie den kaiserlichen Vorstellungen einer untadeligen Ehefrau entsprach. Gerne kann sie das stoff- und faltenreiche Gewand nicht getragen haben, denn bereits Tiberius (14-37 n. Chr.), der Nachfolger des Augustus auf dem Kaiserthron, sah sich genötigt, die römische Matrona bei öffentlichen Auftritten zum Anlegen der Stola zu zwingen. Andernfalls drohte strafrechtliche Verfolgung, wobei das Nichttragen des Gewandes mit dem Ehebruch gleichgesetzt wurde.

Die Toga ist das römische Gewand schlechthin. Nicht wie die übrigen Gewänder griechischen Ursprungs, sondern aus der etruskischen Frühzeit übernommen und einst Männern wie Frauen als Tages- und Nachtbekleidung dienend, avancierte sie zum Staats- und Amtsgewand des römischen Bürgers. Sie wurde zum Inbegriff des Römertums. Vergil nannte die Römer "die Herren der Welt, das Volk in der Toga"; Horaz sagt von einem seinem Vaterland untreu gewordenen Bürger, er habe "die Toga vergessen". Der in der Verbannung Lebende durfte sie nicht tragen, für den öffentlich als Bürger auftretenden Römer hingegen war das Anlegen der Toga Pflicht. Die Toga war also für den "civis Romanus", was die Stola für die römische Matrona war: Standestracht und unbequem.

Ein selbständiges korrektes Anlegen des bis zu sieben Meter langen Gewandes war nicht möglich. In republikanischen Zeiten noch leichter zu handhaben, da enger anliegend, wurde die Toga unter den Kaisern mit zunehmender Stoffülle immer länger, üppiger, aufwendiger, komplizierter in der Anordnung der Falten und nicht nur durch ihr beträchtliches Gewicht eine rechte Last.

Wie die Stola erforderte sie ein gemessenes, würdevolles Einherschreiten, da sonst ein Verrutschen des gesamten, nicht selten von eigens dazu ausgebildeten Kleidersklaven kunstvoll arrangierten Gebildes drohte. Das Prinzip der Drapierung blieb dabei immer gleich: Das segmentförmig geschnittene Wolltuch wurde von der linken Zehe über die linke Schulter und den Rücken quer unter der rechten Achsel über die Brust wieder über die linke Schulter zur linken Ferse geführt. Dabei ruhte der linke Arm wie in einer Binde, und so hatte der Träger der Stola links nur die Hand frei, während der rechte Arm ganz frei war.

Die Grundfarbe der Toga war Weiß. So trugen sie die Nichtbeamten, und die jungen Männer nahmen sie als Symbol der Erlangung der Bürgerrechte im Rahmen einer religiösen Feier zwischen dem 15. und 18. Lebensjahr entgegen ("toga pura" oder "toga virilis"). Sie legten dann die mit einem Purpurstreifen besetzte Toga ("toga praetexta") der frei geborenen Kinder ab. Die Söhne vornehmer Familien trugen zur Toga goldene Kapseln ("bullae") als Amulette um den Hals.

Ebenfalls mit einem Purpurstreifen ("clavus") versehen war die Toga der curulischen Beamten, die der Senatoren mit einem breiteren als die der Ritter. Daneben gab es die schwarzgraue Toga der Trauernden, der Angeklagten, Libertinen und Buhldirnen.

Doch auch die Dekrete späterer Kaiser - Domitian (81-96 n. Chr.) machte das Tragen der Toga für den Theaterbesuch, Commodus (180-193 n. Chr.) für den Besuch des Amphitheaters obligatorisch - konnten nicht verhindern, daß die feierliche Toga allmählich aus dem Leben des Römers verschwand. So konnte luvenal, ein römischer Satiriker, witzeln, viele Bürger legten die Toga erst auf der Totenbahre an.

Die Toga wich dem bequemeren Pallium, dem weiten Überwurf der Griechen. Es konnte, um die Schultern drapiert, in der Taille mit einem Gürtel zusammen gehalten oder festgesteckt getragen werden. Ersatz für die Toga bot auch die "paenula", ein rundes, geschlossenes Oberkleid mit einer Kapuze und einem Loch, durch das der Kopf gesteckt wurde. Die Paenula war beliebt auf Reisen oder in der Stadt bei sehr kaltem und nassem Wetter.

Unberührt von politischer Einflußnahme blieb das Gewand, das Frauen wie Männer gleichermaßen, entweder als einziges Kleidungsstück oder unter Toga bzw. Stola unmittelbar auf dem Leib, trugen, die Tunika. Sie war das Hauskleid der Römerin, das Grundgewand des römischen Mannes, das Arbeitsgewand der Sklaven und, gegürtet zusammen mit der "lacerna" (einem mantelartigen Überwurf), auch das Grundgewand der Soldaten Roms.

Die gesamte ärmere Volksklasse sowie die Sklaven, für die die Tunika oft das einzige Gewand überhaupt darstellte, wurden nach ihr benannt: "tunicatus populus" - das Volk in der Tunika. Man unterschied zwei Arten: Bei den Römern besonders beliebt war die sogenannte "genähte" oder Hemdtunika. Ihre Breite maß die doppelte Schulterbreite, die der Frauen reichte bis zu den Füßen, die der Männer bis zum Knie. Daneben gab es die Tunika, die dem griechischen "Chiton" entsprach. Sie bestand aus zwei senkrecht aneinandergenähten Rechtecken, deren Länge über zwei Meter (je nach späterer Gürtung) und deren Umfang ein bis vier Meter betragen konnte. Befestigt wurde diese Tunika nur auf den Schultern mit Hilfe von Fibeln, wodurch Öffnungen für den Kopf und die Arme entstanden.

Ursprünglich trug man eine Tunika, später auch zwei: die untere "tunica interior" oder "subucula" und die obere, die "tunica exterior". Der sehr kälteempfindliche Augustus hüllte sich im Winter sogar in vier Tuniken. Die untere Tunika konnte lange Ärmel haben ("tunica manicata"), galt jedoch als Tracht der Ausländer und römischen Weichlinge. 

Das Erscheinungsbild der Tunika war vielfältig durch die Möglichkeiten ihres Faltenfalls, ihrer Gürtung, ihrer Ärmellösungen, die Wahl ihres Stoffes (Leinen, Wolle, Baumwolle, Seide) und nicht zuletzt durch die Entfaltung einer kaum vorstellbaren Farbenpracht. Die Römerin konnte nicht nur unter den verschiedensten Farben, sondern auch innerhalb der Farben unter den feinsten Nuancen wählen. So konnte sie sich für eine Tunika in Lauchgrün, Froschgrün, Olivengrün oder doch lieber Apfelgrün entscheiden.

Einen farblichen Kontrast dazu bildeten der Gürtel und die "palla", ein mantelartiger rechteckiger Überwurf aus Wolle, der meist frei drapiert getragen wurde und bei Bedarf auch, von hinten nach oben gezogen, den Kopf bedecken konnte. In der Regel waren die Gewänder einfarbig, doch kannte man abweichend gefärbte Säume oder ParalleIstreifen zu den Säumen sowie eingewebte Ornamente, Figuren und Diagonalmuster. Stickereien wurden höchstens am Mantel angebracht, da sie den Faltenwurf behinderten. 

Spezielle Nachtbekleidung kannte man nicht, zum Baden ging man im Lauf des Tages in die Thermen. Auch für den Mann, der in der Tunika zu Bett ging, waren Aufstehen und Angekleidetsein am Morgen fast eins.

Vespasian soll sich ohne fremde Hilfe binnen einer halben Minute angekleidet haben und in dem Moment, in dem er seine Schuhe anhatte, bereit zur ersten Audienz gewesen sein. Zu Hause wird er wie alle anderen Römer und Römerinnen Sandalen ("soleae") getragen haben. Sie bestanden, wie auch heute noch, lediglich aus einer Sohle und einem oder mehreren Riemen zur Befestigung. Ging bzw. legte man sich zu Tisch, so streifte man die Sandalen ab und übergab sie einem Sklaven zur Aufbewahrung. Die Sandale zur Toga zu tragen verstieß gegen Anstand und Sitte, und so trug der Römer außerhalb des Hauses und zur Toga den "calceus". Dies war ein geschlossener Schuh mit weichem Oberleder, der über den Knöchel hinaufreichte und an der Innenseite einen verdeckten Schlitz zum Hineinschlüpfen hatte. Auch beim Schuhwerk wurden Standesunterschiede sichtbar. So trugen der Senator und der Patrizier den "caIceus senatorius" bzw. "patricius", der sich von dem des gemeinen Bürgers durch die rote, später schwarze Farbe sowie durch um den Knöchel bis zur unteren Wade geführte und von dort herabhängende Riemen unterschied.

Männer, Frauen und Kinder trugen wohl die gleichen Schuhtypen. Unterschiede bestanden nur in der Art der Benagelung - zum Schutz der Laufsohle vor Abnutzung - und in der Farbe. Frauen trugen auch bunte, zuweilen sogar mit Goldriemen verzierte Schuhe. Dem Triumphator vorbehalten blieb jedoch der aus der alten Königstracht stammende purpurfarbene und hochsohlige Schuh, der "caIceus mulleus".

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