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Zweiter Weltkrieg und Holocaust im Spiegel moderner autobiografischer Literatur

Die dunkelste und zugleich beschämendste Phase der deutschen Zeitgeschichte wird nicht unbedingt nur in Form von Zahlen und Fakten greifbar, sondern in Einzelgestalten – Menschen –

und ihren individuellen Schicksalen.

Solche Biografien finden wir vor allem in der Literatur,

in Zeugnissen Betroffener, der Opfer – auf beiden Seiten.

 

Der Literaturkritiker, Journalist und Schriftsteller Marcel Reich-Ranicki hat unlängst seine Autobiografie mit dem Titel „Mein Leben“ veröffentlicht. Hier erzählt er von seiner Jugend als deutsch-polnisch-jüdischer Schüler in den ersten Jahren der Naziherrschaft, von seiner Vertreibung nach Polen und den schweren Jahren des Überlebenskampfes im Warschauer Ghetto, aus dem er mit seiner Frau Tosia glücklicherweise fliehen und damit der Ermordung durch die Nazis um Haaresbreite entgehen konnte.

 

Der zweite Teil (hier nicht berücksichtigt) schildert Reich-Ranickis Erfahrungen mit Nachkriegsdeutschland und der literarischen Szene nach 1945 sowie seine Karriere als Literaturpapst.

 

Uwe Timm ist seit vielen Jahren – auch den jungen Lesern (Rennschwein Rudi Rüssel) -  als Autor vor allem zeitkritischer Werke bekannt.

 

In seiner autobiografischen Erzählung „Am Beispiel meines Bruders“ versucht er ein lebenslanges Trauma aufzuarbeiten: die quälende Frage, ob sein älterer Bruder Karl-Heinz, den er, 16 Jahre jünger, kaum gekannt hat und dennoch aufgrund der Erzählungen seiner Eltern bewundern musste, als Soldat der Waffen-SS in die Verbrechen dieser Organisation, die in Krieg und Völkermord Hitlers rechte Hand bildete, verwickelt war.

 

Karl-Heinz´ Briefe und Tagebücher aus seiner Zeit an der Ostfront bieten wegen ihres fragmentarischen, vielleicht mehr verschweigenden als bekennenden Charakters Raum für Spekulationen, Befürchtungen, Ängste und Hoffnung.

 

Der Schatten des geheimnisvollen Bruders begleitet Autor und Leser  durch eine rückblickend – bedrückende Zeitreise auch in die Nachkriegsjahre, in denen es plötzlich keine Täter mehr gab, sonder nur noch Betroffene, die „sich eine Opferrolle erschlichen“.

 

 

 

Das von den Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Deutsch (11. Jg.) in wochenlanger mühevoller Kleinarbeit gestaltete Wandzeitung wie auch die von einer weiteren Schülergruppe selbst arrangierte und mit verteilten Rollen gesprochene Hörcollage präsentieren in beklemmend anschaulicher Form die Schrecken dieser Zeit – Not und Verzweiflung der Opfer, Grausamkeit, Willkür und Gedankenlosigkeit der Täter, aber auch das Elend Zehntausender, die, oft genug gegen ihren Willen, gezwungen waren, für Hitler einen sinnlosen Kampf zu kämpfen und an der Front dabei nicht nur diesen, sondern auch ihre Persönlichkeit und letztlich ihr Leben verloren.

 

Zur Wandzeitung:

 

Die linke Seite präsentiert Textauszüge aus der Autobiografie Reich-Ranickis zu einzelnen Themen seines Lebens, der Kindheit in Deutschland und der grauenhaften Realität des Warschauer Ghettos, ständig auf der Flucht vor dem Tod durch Erschießen, Deportation ins Vernichtungslager Treblinka oder Auschwitz, Hunger oder einfach Verzweiflung,

eingefügt in eine Mauer des Warschauer Ghettos.

 

Die rechte Hälfte versucht durch Farbgebung und Verteilung der literarischen Zeugnisse Timms über Bruder und Vater dem „Schwebezustand“ gerecht zu werden, der sich bei der Frage nach der Grenze zwischen Tätern und Opfern zwangsläufig einstellt, wenn man sich mit Einzelbiografien der an der „Ausführung“ des Krieges beteiligten Soldaten beschäftigt.

 

 

Vor der Collage (jetzt in der Vitrine im Foyer) haben einige Schülerinnen und Schüler des Kurses die beiden  Autoren in persona  postiert (alles Handarbeit!!).

 

Warum die Hände fehlen – diese Interpretation ist jedem Betrachter selbst überlassen.

 

 

 

Zusatzinformationen  (linker Rand)
 

 

zum Thema

„Judenverfolgung und Holocaust 1933-1945“

 

 

 

Ergänzender Beitrag   (rechter Rand)
 

 

Willy Peter Reeses  authentische Tagebuch 1941-1944,

das er als einfacher Wehrmachtssoldat an der Ostfront unter katastrophalen Bedingungen schrieb, stellt ein in

schonungsloser Offenheit verfasstes Bekenntnis eines unschuldig schuldig Gewordenen dar und scheint uns die Antworten zu gewähren, die Karl-Heinz Timms hinterlassene Schriftzeugnisse – aus welchem Grund auch immer – verschweigen.

 

 

Die Wandzeitung haben entworfen und gestaltet:

 

Julia Friedrich, Jennifer Gilles, Annabel Heinrichs,Anna Herzberg,

Maren Maur, Ruth Meinberger, Cora Radermacher, Judith Richrath, Alisa Römer, Maike Sander, Laura Schmitz, Balbina Schüssler, Kristina Thelen, Nina Wood

 

Für die künstlerische Gestaltung des Autorenduos sind verantwortlich:

 

Helene Schneider, Eva-Maria Wagner

 

Die Hörcollage wurde zusammengestellt und gesprochen von:

 

Marc Durben, Ann-Christin Halfmann, Ruth Hilterscheid, Katharina Müller,Philipp Müller, Christian Jax, Elena Roos, Fabian Stetter

 

Gesamtleitung : Charlotte Knieps

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