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Schillerndes EKG

Unter diesem Motto veranstaltete das Erich-Klausener-Gymnasium am 11. Mai 2005, zwei Tage nach dem 200. Todestag Friedrich von Schillers, eine Gedenkfeier, um einen der größten deutschen Dichter zu ehren.

 

     Das Schillerjahr bot dem Fachbereich Deutsch eine willkommene Gelegenheit, das weit verbreitete Vorurteil, klassische Schriftsteller hätten uns nichts mehr zu sagen, seien langweilig und schwer lesbar, zu widerlegen.

Dass dies gelungen ist, dürfte durch ein abwechlungsreiches Programm und das große Engagement seitens der Schüler- und Lehrerschaft bestätigt worden sein.

Da die Vielseitigkeit seiner literarischen Produktion Schillers Werk für alle Altersgruppen öffnet, sollten sich mannigfaltige Möglichkeiten bieten, Freude am Lesen seiner Gedichte, Prosa, Dramen oder Briefe zu wecken.

 

     Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6-11 beschäftigten sich denn auch interessiert und neugierig mit Leben und Werk eines Dichters, den es zu entdecken galt und der so manche (biografische) Überraschung bereithielt.

Unter der organisatorischen Leitung von Silke Hecht und Charlotte Knieps und der Mitarbeit ihrer Fachkollegen Joachim Schneider, Susanne Geisler-Helten und Margot Bidon erarbeiteten die einzelnen Klassen in mehrwöchigem Projektunterricht  spezielle Themen zu Biografie und Werk Friedrich Schillers.

 

     Die Ergebnisse wurden am „Schiller-Tag“ im Rahmen eines sechsstündigen, bunten Programms, in Lesungen, Inszenierungen und Gesang, begleitet von einer umfassenden Ausstellung, präsentiert.

     Den Auftakt bildete der Vortrag von Schillers „Punschlied“ durch eine Schülerin und einen Schüler der 6c, die anschließend mit gefüllten „Punschgläsern“ den Dichter hochleben ließen.

     Vor einem gespannten Mittelstufen-Publikum verfolgte ein engagiertes „Reporterteam“ der 8a den verzweifelten Lauf des zum Tode verurteilten Attentäters Damon, der das Leben seines Freundes und Bürgen aus den Fängen des Tyrannen Dionys zu befreien versucht – und in dem König einen neuen Freund findet (Ballade „Die Bürgschaft“).

     Es folgte eine gekonnte Rezitation der umfangreichen Ballade „Die Kraniche des Ibykus“, verbunden mit einem selbst entwickelten Krimi vor antik-schauriger Kulisse (Vorträge und Bühnenbild: 7c).

     Dramatisch ging es weiter – mit dem berühmten Apfelschuss Wilhelm Tells und dem Schwur der schweizerischen Urkantone, ihre Heimat von der Tyrannei des Landvogtes Geßler zu befreien, inszeniert von den Klassen 8b und 8c in phantasievollen Kostümen (dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von der Freilichtbühne Schuld); bewundernswert der Erfindungsreichtum einiger Schüler, denen es gelang, mittels einer Spezialkonstruktion den Apfelschuss authentisch nachzuvollziehen.

     Schülerinnen und Schüler der 10a und 10b boten (in-)diskrete Einblicke in Schillers Frauenbild (Vortrag und Parodie zum Gedicht „Würde der Frauen“) und seine Gedankenlyrik.

     Die komplexe Thematik um das Erstlingsdrama „Die Räuber“ wurde von Schülern des 10. und 11. Jahrgangs in szenischen Darstellungen, Monologen und Liedern entfaltet; sie erzählten von Schillers oftmals harter und trauriger Jugendzeit in der „Militärpflanzschule“ des strengen württembergischen Herzogs Carl Eugen, der seinem Zögling unter Androhung schwerster Strafen das Schreiben verbot, zeigten einen freiheitsliebenden, mutigen Sturm- und Drang-Dichter bei der heimlichen Arbeit an seinem Drama, das zwei Jahre später vom Publikum enthusiastische gefeiert wurde und Schillers Ruhm begründete.

So etwas wie Räuberromantik entwickelte sich während der Darbietung eines gemischten 11er-Chors, der, Dolche schwingend, vor dem Hintergrund eines stark atmosphärisch wirkenden „Räuberwaldes“ mit dem Moorschen Schloss und einer überdimensionalen Räuberfigur  (10a/b) Original-Räuberlieder aus dem späten 18. Jh. sang.

Den Höhepunkt des Räuber-Zyklus bildete eine von Schüler selbst verfasste und meisterhaft illustrierte Moritat (Bänkelsang), die auf populäre und zugleich berührende Weise die Tragödie des Räuberhauptmanns Karl von Moor besang und damit – wie auch die Räuberlieder – ein differenziertes Bild von den individuellen Motiven und Schicksalen dieser gesellschaftlich Geächteten entwarf.

     Die Leistungskurse 11 boten unter der Leitung von Joachim Schneider und Margot Bidon eine anspruchsvolle Mischung aus handschriftlichen Briefen Schillers - u. a. an Goethe, mit dem ihn eine intensive und fruchtbare Freundschaft verband, die schließlich die Epoche der „Weimarer Klassik“ begründete - , Lesungen aus dem idealistischen Drama „Don Carlos“, einem „Plauderischen Quartett“, das Schillers dramatisches Schaffen kritisch-satirisch unter die Lupe nahm, und „ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ – Gestalten seiner Theaterstücke „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“.

 

     Mit einer rückblickenden Dankesrede von Schulleiterin Christa Killmaier-Heimermann und der „Ode an die Freude“ in der Vertonung von Johann Abraham Peter Schulz, unter der Leitung von Musiklehrerin Teresa Kopczynski, feierlich vorgetragen vom Schulchor, endete die Veranstaltung zu Ehren eines großen Dichters.

 

     Besonderes Lob gilt den vielen Schülerinnen und Schülern (insbesondere des 10. Jahrgangs), die in einer begleitenden Ausstellung informative und auch überraschende Einblicke und Einsichten in Schillers Leben und Werk vermittelt, Plakate und Collagen zu Biografie und Lyrik, seinen Zeichnungen, „Geflügelten Worten“ und Schauplätzen seiner Dramen gestaltet haben. So war Schillers Schreibtisch, eine bemerkenswerte handwerkliche Rekonstruktionsarbeit eines sechsköpfigen 10er-Teams, ein dekoratives Prunkstück, das in die Bühnenaktivitäten einbezogen werden konnte. Natürlich durften dabei die legendären faulen Äpfel nicht fehlen, deren Geruch aus der Schreibtischschublade für Schiller stets eine Quelle poetischer Inspiration darstellte.

 

Charlotte Knieps, Silke Hecht

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