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Das Drama im Deutschunterricht – theaterpädagogische Ansätze der Fachschaft Deutsch

Das Wort Drama stammt aus dem Griechischen und bedeutet Schauspiel, wird aber im Umgangssprachlichen gerne mit der Tragödie, was ebenfalls ein griechisches Wort ist und Trauerspiel heißt, gleichgesetzt. Es ist schon eine Tragödie mit dem Drama, obwohl es ja auch eine Komödie sein kann, richtig, wieder griechisch, diesmal das Lustspiel, also lustig. Denn das Lesen der Dialoge und zumeist spärlichen Regieanweisungen ist mühsam und verlangt dem Leser, insbesondere Schülern, viel Vorstellungskraft ab. Deshalb sieht die Didaktik des Deutschunterrichts ausdrücklich vor, sich nicht nur auf die Interpretation von Dramen zu beschränken, sondern, wenn möglich, sie am lebenden Objekt zu studieren. Denn vollständig wird das Drama erst, wenn es auf der Bühne in Szene gesetzt wird. Dafür wurde es ja auch geschaffen. Und da man, frei nach Goethe, nur sieht oder wahrnimmt, was man (er-)kennt, wird der theoretische Dramenunterricht dann besonders intensiviert, wenn der Besuch einer entsprechenden Inszenierung nach der vorbereitenden Testinterpretation möglich ist. In jedem Fall ist ein Theaterbesuch ein Erlebnis, ein Teil unserer Kultur, die seit der Antike bis heute ihren Platz in unserer Kulturlandschaft bewahrt hat und alleine deshalb schon eine besondere Erfahrung für die Schülerinnnen und Schüler darstellt.

Diesem Ansatz folgend, ermöglicht der Fachbereich Deutsch Exkursionen zu nahe gelegenen Theaterstätten (Junges Theater Bonn, Kleines Theater Bad Godesberg, Theater Koblenz, Schlosstheater Neuwied).

Folgende Aufführungen wurden in den letzten drei Jahren besucht: Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker (Jahrgangsstufe 12) Frank Wedekind: Frühlings Erwachen (Jahrgangsstufe 12) Ottfried Preußler: Krabat (Jahrgangsstufe 7)

Die anschließende unterrichtliche Auseinandersetzung des Gesehenen erfolgt unter anderem über das Schreiben klassischer Literaturrezensionen. Dabei ist es den Schülerinnen und Schülern möglich, das Gesehene produktions- und Kriterien orientiert in den Unterricht einfließen zu lassen.

Exemplarisch wird im Folgenden eine Schülerarbeit zu der Aufführung von Dürrenmatts Physikern im Schlosstheater Neuwied zitiert.

 

(…) Dabei thematisiert Dürrenmatt die Verantwortung der Wissenschaft für die Menschheit. Der Herausforderung, dieser Geschichte Leben einzuhauchen, um sie greifbar zu machen, versuchte sich das Schlosstheater Neuwied. Bei der Umsetzung auf der Bühne fiel die gute Besetzung der Rollen auf. Durch Mimik und Gestik brachten sie die dramatische Stimmung zu jeder Zeit perfekt wieder. Doch aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass sieben Personen auf der Bühne nicht zu finden waren. Weder die drei Kinder, noch Missionar Rose, noch die drei Pfleger traten auf der Bühne auf. Schade, da Missionar Rose im 1. Akt durchaus zur Handlung beiträgt. Durch die Ignoranz, die seinen Bibelzitaten entgegengebracht wird und die Willkürlichkeit der Themen und der Zeitpunkte seiner Zitate, charakterisiert sich das Irrenhaus viel mehr als Parallelwelt, in der allgemeingültige Moralvorstellungen außer Kraft gesetzt sind. Durch sein Fehlen wird dieser Aspekt im ersten Akt deutlich schwächer herausgestellt. Noch negativer fällt allerdings das Fehlen der drei Pfleger auf. Durch ihren Gehorsam und ihren emotionslosen Umgang mit den Physikern, trugen jene maßgeblich zur düsteren Atmosphäre in der Enthüllungsszene bei. Die Entwaffnung der drei durch Fräulein Dr. von Zahnd und den Aufruf der Physiker über Lautsprecher, erzielte nicht die Wirkung, welche die Pfleger im Buch erzielte. Alles in allem aber ist das Stück sehr sehenswert. Die Stimmung des Buches wurde glaubwürdig auf die Bühne gebracht und auch die Aktualität der Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft, die nach den Geschehnissen in Fukushima und in Zeiten von CERN und Genforschung, welche unvorhersehbare Folgen für die Menschheit mit sich tragen, überhaupt nicht überholt wirken will, kam deutlich zur Geltung. Meiner Meinung nach liegt diese Verantwortung jedoch nicht bei den Physikern, sondern bei der Politik, da jene die Richtlinien für die Forschung und die Verwertung ihrer Ergebnisse festlegen. (…)

 

Matthias Möseler, MSS 12

Ruth Ebel, Sabrina Reinsch

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