Der "Aci"
accusativus cum infinitivo (AcI)
1. Ich höre dich. -
2. Ich höre dich kommen. -
3. Ich höre, dass du kommst.
Abhängig von dem Verb "hören" ist als Satzglied ein Akkusativobjekt: Im ersten Fall ein einfaches Objekt. Im zweiten Fall ein um ein Infinitiv erweitertes Objekt. Im dritten Fall ein Gliedsatz - also ein erweitertes Satzglied.
Im Deutschen kommt der zweite Fall nur selten vor (z.B. auch nach "sehen" + "lassen"). Wir müssen fast immer einen Gliedsatz bilden. Die lateinische Sprache liebt aber eine sehr knappe Ausdrucksweise - so auch hier:
Scio magistrum libenter narrare. (wörtl.): Ich weiß den Lehrer gerne erzählen. Nonsens!!! (sinngemäß): Ich weiß, daß der Lehrer gerne erzählt.
I. Nach bestimmten Verbarten steht im Lateinischen der AcI:
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Verben des Sagens (verba dicendi)
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Verben des Meinens (verba sentiendi)
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Verben des Fühlens (verba affectus)
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Verben des Wollens (velle, nolle, malle, cupere), wenn der Infinitiv ein eigenes Subjekt hat.
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Unpersönlichen Ausdrücken (constat, necesse est ...) - Achtung, hier erfüllt der AcI die Funktion des Subjekts: Constat te aegrotum esse.- Es steht fest, dass du krank bist. Vereinfachung: Der AcI steht nach "Kopfverben" und unpersönlichen Ausdrücken.
II. Die Übersetzung ist, wenn man den AcI erst mal erkannt hat, einfach:
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Man bildet einen Gliedsatz mit "dass".
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Der Akkusativ des AcI wird zum Subjekt des Gliedsatzes und der Infinitiv wird zum Prädikat des Gliedsatzes.
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Weitere Informationen zwischen Akk. und Inf. werden im Dt. in den Gliedsatz eingefügt.
Beispiel:
Magister discipulum libenter in schola discere dicit.
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"dicit" ist ein Kopfverb, also folgt ein AcI. - Der Lehrer sagt, dass ... .
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Wir suchen den AcI: Den Akk. finden wir in "discipulum", den Inf. in "discere". - Der L. sagt, dass der Schüler (Akk. > Subj.) lernt (Inf. > Präd.).
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Zwischen Akk. und Inf. finden wir weitere Informationen: libenter in schola. Wir ergänzen: Der L. sagt, dass der Sch. gerne in der Schule lernt.
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Besser ist nach Verben des Sagens oder Denkens im Dt. eine Übersetzung mit ind. Rede: Der L. sagt, der Sch. lerne gerne in der Schule.
III. Wichtige Ergänzungen zur Lehre vom AcI:
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Besteht das Prädikat des dt. Satzes aus Hilfsverb und Prädikatsnomen, so steht dies natürlich auch wie sein Beziehungswort (das Subj. im Dt.) im Akkusativ: Scimus te beatum esse. - Wir wissen, dass du glücklich bist.
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Die Bedeutung der Zeitstufen des Infinitivs: Der Infinitiv gibt für sich allein keine absolute Zeit an, sondern das Zeitverhältnis zwischen dem Geschehen, welches im AcI ausgedrückt wird und dem Prädikat, von dem der AcI abhängig ist:
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Gleichzeitigkeit: Infinitiv Präsens: Dico te venire.- Ich sage, dass du kommst. Dixi te venire. - Ich sagte, dass du kommst.
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Vorzeitigkeit: Infinitiv Perfekt: Dico / Dixi te venisse.- Ich sage / sagte, dass du gekommen bist / warst. - Besser: ..., du sei(e)st gekommen.
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Nachzeitigkeit: Inf. Fut.: Dico /dixi te venturum esse. Ich sage /sagte, dass du kommen wirst. - Besser: du würdest kommen.
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Steht im AcI ein Reflexivpronomen (sibi, se, se), so bezieht es sich auf das Subjekt des übergeordneten Prädikats: Paulus se aegrotum esse dicit. Paul sagt, er (selbst) sei krank. aber: Paulus eum (Personalpronomen) aegrotum esse dicit. Paul sagt, er (ein anderer) sei krank.