Philosophie der Stoa
A) Kosmologie:
1. Monistisch (alles wird aus einem Prinzip erklärt - h.: Logos)
2. Kosmos (Ordnung)
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einheitliche, stoff-körperliche Substanz; wohlgeordnet |
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gestaltendes Prinzip ist der Logos, der über die logoi spermatikoi alle Dinge konstituiert - also auch den vernunftgeleiteten Menschen) |
3. Die Vernünftigkeit des Ganzen ist auch Norm für das individuelle Verhalten.
4. Am Ende der Weltperiode erfolgt Weltbrand (Ekpyrosis) mit der Funktion der Reinigung (Katharsis). Alles kehrt wieder (Palingenese).
B) Theologie:
1.Gott
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materiell = feuriger Hauch (Pneuma) |
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Weltvernunft (Logos) |
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Vorherbestimmung; ewige kontinuierliche und gesetzmäßige Bewegung (Heimarmene) (Determinismus, Fatalismus) >>>Problematik: Wenn alles durch den Logos vorherbestimmt und zweckmäßig eingerichtet ist, woher dann das Übel (Unde malum?); sogenannte Theodizeeproblematik |
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fürsorgliche Vorsehung (Pronoia) |
2. Welt ist also vernünftig.
C) Anthropologie:
1. Stufenbau des Seins:
(Die höheren Stufen besitzen auch die Eigenschaften der niederen Stufen)
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Unterste Stufe: anorganische Gebilde (unbelebter Bereich der Natur) |
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Zweite Stufe: Pflanzen (Wachstum, Veränderung, Fortpflanzung) = Physis im engeren Sinne |
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Dritte Stufe: Tierwelt (sinnliche Wahrnehmung, Triebe [Horme], Seele) |
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Höchste Stufe: Mensch (Logos = Teilhabe am Göttlichen) Folge: Pflanzen und Tiere um des Menschen willen geschaffen. |
Seele besteht aus acht Teilen: - Zentralorgan (Hegemonikon) denkt, entscheidet:
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fünf Polypenarme = Sinnesorgane |
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ein Polypenarm = Geschlechtsteile (Seeleneigenschaften also vererblich) |
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ein Polypenarm = Sprachorgan |
Beim Tod trennt sich die Seele vom Leib (materialistisch gedacht):
Auflösung der Mischung zweier körperlicher Wesenheiten. Das Seelenpneuma dauert als Einheit weiter - allerdings nicht unendlich (s. Ekpyrosis). Die Lehre ist hier äußerst uneinheitlich. Keiner der älteren Stoiker hat ein größeres Interesse am Schicksal der Seelen nach dem Tod gehabt. (Erst später bei Poseidonius kommt dieses Interesse auf.)
D) Ethik:
1. Ziel des Lebens
Glückseligkeit (Eudaimonia, beate vivere)
Sie besteht in der Vervollkommnung der spezifisch menschlichen Naturanlage, des Logos.
Grundforderung: secundum naturam vivere
2. Zum Erreichen ist einzig die Tugend notwendig, also das Sittlichgute.
3. Die Tugend verleiht Autarkie (Unabhängigkeit von äußeren Zwängen und Einflüssen), also innerliche Freiheit.
4. Diese innerliche Freiheit ist das Freisein von Affekten (Pathos): Apatheia.
5. Affektenlehre:
alle Affekte sind verwerflich, denn sie stammen aus der Schwäche des Logos, der den äußeren Einflüssen unterliegt.
Aufgabe der Philosophie: Ausrottung der Affekte
Einteilung:
4 Hauptaffekte (Lust - Schmerz o. Trauer; Begierde - Furcht)
Zustandekommen:
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Ein äußerer Eindruck trifft auf uns und erzeugt die Vorstellung eines Übels oder eines Gutes. |
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Die Vorstellung überwältigt den Logos, der zu schwach ausgebildet ist, so dass der Mensch von seinem Trieb fortgerissen wird. (Gut erweckt Lust, Begierde; Übel erweckt Schmerz, Furcht) |
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Wirken kann dies nur, wenn die Seele nicht widerstandsfähig ist, d.h. wenn sie nicht im Besitz der Erkenntnis über ihre Bestimmung ist. (Ursache des Pathos ist also der Mangel an Erkenntnis) |
6. Wertelehre:
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Das Gute (bonum) ist ausschließlich das Sittlichgute (kalon, honestum) = Tugend |
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Das Übel (malum) ist ausschließlich das Sittlichschlechte (kakon, moralisches Übel) |
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Alles, was nicht in den Bereich des Sittlichen fällt, ist weder ein Gut noch ein Übel, d.h. es ist weder Voraussetzung der Eudaimonie, noch verhindert es diese. All diese mittleren Dinge nennt man Adiaphora (Indifferentia) = Unentschiedenes |
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Innerhalb der Adiaphora gibt es Dinge, die vorzuziehen sind (Proegmena, commoda): Gesundheit, Kraft..., und Dinge, die zurückzustellen sind (Apoproegmena, incommoda): Krankheit... |
Einteilung der Tugend in 4 Kardinaltugenden:
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Sophia o. Phronesis (sapientia, Weisheit) |
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Andreia (fortitudo, Tapferkeit) > später Megalopsychie (magnitudo animi, Hochsinn) |
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Sophrosyne (temperantia, Selbstbeherrschung) |
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Dikaiosyne (iustitia, Gerechtigkeit) |
7. Sozialphilosophie:
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Der Mensch ist - wie auch das Tier - auf Selbsterhaltung angelegt, hat also den Trieb, sich unversehrt zu erhalten (Oikeiosis = Zueignung) |
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Der Mensch ist von Natur aus auf Gemeinschaft angelegt.(zoon politikon, animal sociale) |
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Durch ihren Anteil am Weltlogos sind alle Menschen wesensverwandt |
Folge: Alle Menschen sind zu lieben und zu achten (Philanthropie) auch Sklaven - der Stoiker ist also Kosmopolit
8. Ideal: Sophos (sapiens, der Weise)
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ausgebildeter Logos |
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im Besitz der unerschütterlichen Sicherheit des Erkennens und des Handelns |
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frei von Affekten (Apathie, tranquillitas animi) |
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Kosmopolit, altruistisch |
Gegenteil: Phaulos (stultus, der Tor)
Auf dem Wege sich befindlich: Prokopton (proficiens)