Klassen 10a und 10b vergeben 500 Dollar Mikrokredit
Juni 2012 (Lukas Müller, Johanna Eich, Carolin Hens, Laura Müller, Moritz Larscheid, Lena Schunck, Linda Friesen, Herr Kämpf)
Armutsbekämpfung per Mausklick - kleines Geld mit großer Wirkung Die Klassen 10a und 10b vergeben 500€ als Mikrokredit
Was kauft man sich für 20 Euro ? Ein T-Shirt? Ein Buch? Oder ein neues Parfum? Fatumah aus Äthiopien könnte von diesem Geld einige Hühner kaufen damit sie die Eier verkaufen kann und somit Geld für Lebensmittel hat. Doch Fatumahs Problem ist, dass sie keine 20 Euro besitzt und es auch keinen Weg gibt das Geld zu verdienen. Für die meisten Menschen, wie zum Beispiel in Afrika, wo über 70% der Bevölkerung unter Armut lebt, sind solch scheinbar kleinen Summen eine Menge Geld und fast unerreichbar. Viele Menschen von ihnen müssen pro Tag mit etwa einem Euro auskommen, was für uns unvorstellbar wäre. Und wer kennt es da nicht: jedes Jahr zu Weihnachten wird im Fernsehen zum Spenden an arme Menschen in verschiedenen Entwicklungsländern der ganzen Welt aufgerufen. Eine relativ einfache Sache. Mit einer SMS spendet man automatisch 5 Euro an eine Hilfsorganisation. Doch dann stellt sich die Frage: haben diese 5 Euro nun wirklich Wirkung bzw. kommt das Geld überhaupt an? Wird Fatumah in Äthiopien geholfen? Eine berechtigte Frage; man weiß nicht genau wofür die finanzielle Hilfe eingesetzt wird, wenn diese nicht sogar in ausufernder Bürokratie der helfenden Organisationen untergeht. Fatumah würde wohl nur direkte Hilfe in Form einer Spende oder eines Kredits helfen. Doch welche Bank vergibt schon einen Kredit über nur 20 Euro, einen Mikrokredit, an eine Frau ohne Rücklagen? Normalerweise versteht man unter dem Begriff Kredit, dass eine Bank einer kreditfähigen und kreditwürdigen Person Geld ab etwa 1000 Euro leiht. Dadurch können sich die Kreditnehmer Großanschaffungen leisten. Doch was bedeutet nun der Begriff Mikrokredit? Am Beispiel einer Bambusstuhlherstellerin lässt sich gut erklären wie so ein Mikrokredit funktionieren soll. Damit die Stuhlherstellerin überhaupt Arbeit hat, muss sie Geld investieren, um sich Bambus vom Bambushändler, der den Bambus zu Wucherpreisen verkauft, kaufen zu können. Dafür leiht sie sich Geld bei einem informellen Geldverleiher, der meist über 70% Zinsen nimmt. Dadurch macht die Stuhlherstellerin weniger Gewinn, da sie ihren Verdienst fast komplett dem informellen Geldverleiher geben muss. Das bedeutet sie steckt in der Sackgasse Armut fest, da keine Überschüsse erwirtschaftet werden können. Hier schreitet nun der Mikrokredit ein, der von Institutionen, wie z.B. der Grameen Bank, oder von Privatleuten verliehen wird. Die Mikrokredithöhe fängt bei 10 Euro an und geht bis zu 1000 Euro. Der Zinssatz beträgt dabei 20 Prozent, um die laufenden Kosten der Banken abzudecken.Eine Mikrokreditvergabe ist sehr riskant, denn man gibt den Menschen Geld die nichts besitzen und auch eigentlich nicht kreditwürdig sind. Deshalb muss der Vorgang genau geplant sein. Sozialarbeiter der Bank teilen potenzielle Kreditnehmer (meistens Frauen, da sie besser mit Geld umgehen können) in Gruppen mit je 5 Frauen ein. Jede Frau muss nun beweisen, dass sie mit Geld umgehen kann. Dazu bekommen sie die Funktion und Arbeitsweise der Institutionen erklärt und sie werden über einige Monate beobachtet und geschult. Sie müssen zeigen, dass sie sparen und mit dem Geld wirtschaften können. Am Ende werden an zwei Frauen aus der Gruppe Kredite verliehen. Weitere Kredite an die Gruppe werden erst verliehen, wenn Beide ihre Kredite zurückgezahlt haben. So entsteht ein Gruppendruck. Das führt dazu, dass 98% ihre Kredite und Zinsen zurückzahlen. Seit dem Jahr 2005 gibt es eine Organisation, die helfen neu definiert. Kiva.org ist eine Hilfsorganisation, mit Sitz in San Francisco/USA, die durch Mikrokredite von Privatpersonen aus reichen Ländern Menschen in der dritten Welt unterstützt und ihnen hilft der Armut zu entkommen und ein menschenwürdiges Leben zu bestreiten. In Südamerika, Osteuropa sowie in Afrika arbeitet Kiva mit Mikrokredit-Organisationen (sogenannten „ Field Partners“) zusammen. Diese begeben sich auf die Suche nach erfolgversprechenden Projekten von armen Menschen („Entrepreneurs“). Danach wird zur der jeweiligen Geschäftsidee ein Profile auf der Seite Kiva.org veröffentlich und jeder Nutzer kann sich die Geschäftsidee und Profile anschauen und ein oder mehrere Profile aussuchen und bei Interesse ihm einen Kredit über 25 bis 500 Dollar per Mausklick geben. Jedes dieser Profile enthält ein Foto, die persönliche Geschichte und Tagebücher der jeweiligen Person. So kann jeder sehen wie das geliehene Geld verwendet wird und welche Fortschritte die Geschäftsidee macht. Ebenso kann man auf der Seite erkennen wie viel Kapital er oder sie schon bekommen hat. Die Geldgeber haben auch eine eigene Seite auf der sie die Tagebücher der Kreditnehmer kommentieren, aber auch sich selber vorstellen. Der Kredit führt zu einer besseren wirtschaftlichen und sozialen Stellung der Person aber auch der Region. Könnte also durch die Mikokreditfinazierung vielleicht auch nach und nach die Armut in den Entwicklungsländern gestoppt werden? Um die Armut zu stoppen müsste man zunächst die acht Millenniumsziele erreichen. In den Millenniumszielen geht es darum, die extreme Armut und den Hunger zu bekämpfen, Schulbildung für alle zugänglich zu machen, Gleichstellung der Geschlechter, Senkung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Gesundheit der Mütter, Bekämpfung von Aids und anderen schweren Krankheiten, die ökologische Nachhaltigkeit zu bewahren und den Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung zu bewerkstelligen. Diese Ziele werden durch den Mikrokredit alle abgedeckt. Denn durch eine gute Einkommensquelle lindert es die Armut und den Hunger. Die Eltern können das Schulgeld bezahlen und die Kinder können dann dort schon über Aids aufgeklärt werden. Das überschüssige Geld kann auch für den Kauf von Medizin oder den Besuch von Ärzten genommen werden. Außerdem mindern die Mikrokredite die Notwendigkeit der Über-nutzung von Acker und Überweidung. Und schließlich wird auch noch die Frau gleichberechtigt, da der Kredit vor allem an Frauen vergeben wird. Man muss sagen, dass Mikrokredite wirklich eine sinnvolle Idee sind, da dort die Armut nicht nur durch Geben und Nehmen gestoppt wird, sondern die Menschen auch etwas dafür tun. Man also von Entwicklungszusammenarbeit statt Entwicklungshilfe sprechen kann. Nicht ohne Grund erhielt der Erfinder des Mikrokreditsystems, Mohammad Yunus, 2006 den Friedensnobelpreis. Mit den geschilderten Zusammenhängen haben sich Klassen 10a und 10b in den letzten Wochen im Erdkundeunterricht ausführlich beschäftigt. Nun möchten wir das erworbene Wissen ganz im Sinne des Gedankens „global lernen – global handeln“ mit einem Projekt in der Praxis anwenden. Wir haben uns zusammen im Unterricht Personen auf der Internetseite Kiva.org ausgesucht, die mit Landwirtschaft ihr Geld verdienen möchten und werden insgesamt 500 Euro als Kredit vergeben. Bei unserer Entscheidung haben wir nicht nur darauf geachtet wer dieses Geld dringend benötigt sondern auch welche Geschäftsidee uns am sinnvollsten, sichersten und nachhaltigsten erschien. Im Laufe unsere Schulzeit wird der Kredit dann von dem Kreditnehmer abbezahlt werden und wir werden entweder einen weiteren Mikrokredit vergeben oder unser Geld wiederbekommen. Gespannt werden wir die geförderten Projekte begleiten. Jeder sollte anderen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie uns und damit unsere Welt ein bisschen besser machen. Die Mikrokreditvergabe ist dafür eine gute Möglichkeit.
Text: Lukas Müller, Johanna Eich, Carolin Hens, Laura Müller, Moritz Larscheid, Lena Schunck, Linda Friesen, Herr Kämpf