Berichte aus dem Unterricht
... Impressionen
Kunst vom EKG im Modemarkt
Form follows Dali - Müllmode
Kunstaustellung im Museum
Skulpturen - Der Geist unserer Zeit
Vom Keilrahmen zum Bild
Action Painting
Das Buch ist tot - Es lebe das Buch
Portaits - Von Brandt bis Monroe
Kunst als Motiv
Bildende Kunst
Intentionen und Ziele des Faches Bildende Kunst am EKG
Gerade in unserer Zeit der massenhaften Bilderflut, vielleicht sogar der Bilder-Überflutung, scheint die besondere Bedeutung des Faches Bildende Kunst im Fächerkanon der Schulen evident. So wird es zunehmend wichtiger, Kompetenzen im Bilderlesen und Bildermachen schon frühzeitig zu fördern.
Die im Kunstunterricht eigene praktische Erfahrung in der Arbeit mit unterschiedlichen Materialien, mit Arbeitstechniken, Vorgehens- und Verfahrensweisen sowie das Lernen im Umgang mit modernen Medien erscheinen dabei unverzichtbar. Bildkompetenz ist dann auch das Stichwort: Als oberstes Lernziel beschreibt es die Fähigkeit der Schüler, sich in Form von Bildern mitzuteilen und auszudrücken sowie Bilder im weitesten Sinne wahrzunehmen und zu reflektieren. So kann das Fach Bildende Kunst einen wichtigen Beitrag zur Allgemeinbildung leisten und zur kritischen Urteilsfähigkeit gegenüber Bildmedien jeglicher Art befähigen.
Darüber hinaus dient das Fach der Berufsorientierung. Der Bereich Design etwa mit seinem weit gefächerten Spektrum spezifischer Berufe, die Bereiche Architektur, Innenarchitektur und Umweltgestaltung, aber auch die vielen Berufe im kulturell-medialen Umfeld mit visuellen Befähigungsprofilen und Anforderungen profitieren unmittelbar vom Fach Bildende Kunst wie auch das Studium der Freien Kunst, der Kunstpädagogik sowie der Kunstgeschichte und der Kunstwissenschaft.
An den oben formulierten Vorgaben anknüpfend, orientiert sich der Unterricht am EKG im Fach Bildende Kunst an den Entwicklungsstufen der Kinder und Jugendlichen. In den Klassen der Orientierungs- und Mittelstufe werden grundlegende künstlerische Kenntnisse und Fertigkeiten anhand verschiedener Materialien und Techniken in vielseitigen Themenstellungen praktisch erprobt und vermittelt. Aber auch das dem Alter der Schüler angemessene Betrachten und Deuten von Bildern aus Vergangenheit und Gegenwart gehören hier schon zum Unterrichtsinhalt und können Ausgangspunkt für vielerlei praktische Arbeiten sein.
Schwerpunkt im Unterricht der Orientierungsstufe (5./6. Klasse) bildet vor allem das Thema Farbe. Aspekte der Farbenlehre und Farbwirkungen werden anhand unterschiedlicher Aufgaben thematisiert. Das Verhältnis und die Ausdruckskraft von Linie und Fläche werden ebenso untersucht wie die Möglichkeiten plastischen Arbeitens mit verschiedensten Materialien. Die Schüler gewinnen so Einblick und Verständnis für die Vielfalt von Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten.
In den Klassen 7 und 8 der Mittelstufe bilden die räumliche Darstellung und Wirkung von Bildern einen besonderen Schwerpunkt. Räumliche Gestaltungsmittel sowie perspektivische Darstellungsmöglichkeiten und -varianten, die Wirkung von Licht und Schatten, körperhafte Darstellungen (Plastizität) sind bestimmende Themen, die in praktischen Arbeiten erprobt und ausgearbeitet werden. Weitere Themenbereiche geben dem Bedürfnis nach Aufgaben im dreidimensionalen Bereich Spielraum. Brückenkonstruktionen, Musik-Bühnen oder etwa der Entwurf und Modellbau eines Stadions oder Turms regen die Schüler dazu an, sich mit Fragen von Bau- und Konstruktionsweisen in ihrer jeweiligen Formgebung und Funktion auseinanderzusetzen. Der Unterricht folgt hier dem wachsenden Interesse der Schüler, ihrer Erfahrung von Wirklichkeit eine eigene gestaltete Form zu geben. Der praktisch ausgerichtete Unterricht wird auch hier ergänzt und begleitet durch thematisch orientierte Werkbetrachtungen. Über die eigene praktische Arbeit und deren Wechselwirkung mit gedanklich-theoretischer Reflexion wird zunehmend die Fähigkeit entwickelt, zu absichtsvolleren Bildaussagen zu gelangen.
Wurden in den Klassen 5 bis 8 vor allem grundlegende künstlerische Kenntnisse und Fertigkeiten erarbeitet und Erfahrungen vorrangig durch zahlreiche praktische Arbeiten gesammelt, so werden in den Klassen 9 und 10 diese vertieft und durch komplexere und differenziertere Aufgabenstellungen erweitert und gefestigt. Auch die Vermittlung von kunstgeschichtlichen Kenntnissen und Ansätze zu Methoden der Bildanalyse werden jetzt verstärkt in den Unterricht eingebracht und eingeübt. So behandelt z. B. das kunsthistorische Thema zum mittelalterlichen Kirchenbau (Romanik/Gotik) ebenso bautechnische wie stilistische Fragen, aber auch Fragen zur historischen Bedeutung und Sinngebung im gesellschaftlichen Umfeld gewinnen dabei an Relevanz. In der Klasse 10 werden die Schüler auf diese Weise schon auf die besonderen Anforderungen der Oberstufe vorbereitet.
Dem Unterricht in der MSS-Stufe (Oberstufe) kommt besondere Bedeutung zu. Der theoretische Anteil des in Kursen angebotenen Unterrichts erfährt eine größere Beachtung, zumal hier auch die Verschriftlichung in Form von Kursarbeiten gefordert ist. Bezugspunkte sind die Kunstepochen und Stilrichtungen vom Mittelalter bis hin in unsere Gegenwart mit ihren jeweils eigenen Gestaltungsmerkmalen. Bezugspunkte sind die Künstler, die mit ihrer besonderen individuellen Handschrift ihr Werk formen. Natürlich bleiben Kunsttheorien und auch die gesellschaftlich-historischen Zusammenhänge dabei nicht unbeachtet. Um dies aber leisten zu können, ist eine intensive Beschäftigung und Übung mit Methoden der Bildanalyse und Interpretation notwendige Voraussetzung. Die gedankliche Durchdringung von Bildern der Kunstgeschichte, der Werbung, der Fotografie u. a. m. können dabei Ausgangspunkt für eigene praktische Arbeiten, so z. B. in Form von Umgestaltungen oder Aktualisierungen sein.
Im praktischen Bereich ist insgesamt eine höhere Selbständigkeit in der Erarbeitung eigener Kunstobjekte gefordert, d. h. es werden Skizzen, Studien und Entwürfe angefertigt und über geeignete Mittel der Realisation nachgedacht. Neben der Auseinandersetzung mit der Kunst richtet sich dabei auch der Blick auf Objekte und Medien der Alltagskultur, des Designs und der Architektur. Die über die Jahre im Unterricht erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen führen in der Oberstufe somit mehr und mehr zu eigenständigen und selbstgesteuerten Arbeiten, die durch praktische Erfahrung und ihre gedanklich-theoretischen Durchdringung geprägt sind. Begleitet wird der Kunstunterricht aller Stufen durch Exkursionen zu relevanten Orten der Kunstpräsentation.
Folgt man dem Gedankengang Paul Klees, dass Kunst sichtbar mache, und begreift man die Kunst insofern als originäres Medium des Sichtbarmachens, dann versteht sich die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den Mitteln der Kunst im Unterricht als ein fortschreitend kontinuierlich aufbauender Lernprozess im Arbeitsfeld anschaulicher Tätigkeit und anschaulichen Denkens. In diesem aktiv-progressiven Sinne heißt Kunstunterricht: Sehen lernen.
Winfried Böcker